novembergold

wunderbar mit den Worten

von Rainer Maria Rilke

novembergod am aareufer
novembergold am aareufer

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Aus: Das Buch der Bilder

am Jurameer

jurameer 14

Lied vom Meer

Rainer Maria Rilke

Uraltes Wehn vom Meer,
Meerwind bei Nacht:

du kommst zu keinem her;

wenn einer wacht,
so muss er sehn, wie er
dich übersteht:

uraltes Wehn vom Meer

welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein…

O wie fühlt dich ein

treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.

Henri Guisan Interlaken HQ

Henri Guisan in Interlaken

Henri Guisan im SR DRS

Hauptquartiere General Guisans

Eine funktionsfähige Führungsinfrastruktur ist ein wichtiger Faktor in einem Krisenfall. Auf die zahlreichen unterirdischen Anlagen wird hier nur im Überblick eingegangen, da etliche davon auch heute noch klassifiziert sind.

Ein Beispiel sind jedoch die erst vor kurzem freigegebenen Akten und Unterlagen zu den Hauptquartieren General Henri Guisans im Zweiten Weltkrieg. Auch die Brigadestäbe hatten geschützte Kommandoposten – inklusive Ausweichalternativen. Schwerpunkt war dabei einerseits das Bödeli Interlaken oder auch Frutigen. Nicht nur die militärischen, auch die zivilen Führungsorgane suchten Schutz im Fels oder unter der Erde. Bekannt geworden sind Schutzbunker für die Berner Regierung oder für den Bundesrat inklusive eine Anzahl Parlamentarier im Berner Oberland. Eine bisher diesem Zweck dienende Anlage im östlichen Oberland wird nur noch als Truppenlager (für 400 Personen) in den künftigen Standortlisten geführt.

30. August 1939. Korpskommandant Henri Guisan wird einen Tag vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zum General der Schweizer Armee gewählt und bezieht seinen Kommandoposten im Hotel Bellevue in Bern. Dort hat während des ersten Weltkrieges auch General Wille sein Quartier gehabt. Doch bereits nach wenigen Tagen wird es ihm zu ungemütlich – die Infrastruktur ist nicht für die Arbeit des Stabes eingerichtet. Zum Beispiel übernehmen Pfadfinder die Botengänge! Ein Umzug drängt sich auf und als neues Quartier für Guisan und seinen persönlichen Stab ist das «Olvido» in Spiez auserkoren.

Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg wurde bald einmal klar, dass die Armeespitze möglichst geheime oder geschützte Arbeitsräume brauchte. Die Militärtechnik mit schnellen Panzern und kampfstarken Flugzeugen erforderte mehr Schutz. General Guisan und sein Stab (in Spitzenzeiten bis zu 50 Mann) hat deshalb mehrmals die Quartiere gewechselt, der Armeestab war meistens in der Nähe, jedoch niemals am selben Ort untergebracht. Viele dieser Tatsachen sind in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt, die Akten sind auch erst kürzlich freigegeben worden.

Das «Olvido» war zwar weder besonders geschützt noch geheim, aber von der geografischen Lage her als Kommandoposten geeignet. Das von Diakonissinnen geführte Haus schaffte flugs speziell schönes Geschirr und Besteck an, doch den hohen Gast zog es schon nach 42 Tagen weiter (5. September bis 17. Oktober 1939). Und zwar ins Schloss Gümligen. Heute ist im «Olvido» ein Raum speziell als General-Guisan-Zimmer hergerichtet; es soll sich um das damalige Arbeitszimmer Guisans handeln. Weiter steht bei der heutigen Gemeindeverwaltung Spiez ein Gedenkstein und bekanntlich findet jedes Jahr der General-Guisan-Marsch statt. Diese 42 Tage Aufenthalt haben in Spiez einige Spuren hinterlassen. Ausgezogen soll der General übrigens sein, weil zu wenig geheizt werden konnte. Die Bewachung wurde vor allem vom Ter Bat 195 sichergestellt, Erinnerungsstücke an den Aktivdienst gibt es hier.

Mit dem Bezug des Alpenreduits zügelte auch der General von Gümligen in die Berner Alpen zurück – auch der geplante Bunker K3 Harnischhut in Bolligen wurde nie fertiggestellt. Mit neun Fahrzeugen wurde einerseits in Interlaken die Villa Cranz (die heutige Gemeindeverwaltung) und andererseits eine Kaverne in der Wagnerenschlucht bezogen. Die berittenen Offiziere legten den Weg ins Reduit auf dem Pferd zurück. Als Kommandoposten bei Gefahr war die 1935 von der Brauerei Rugenbräu gekaufte Kaverne am Eingang der Schlucht vorgesehen. Sie war nur rund 12×7 Meter und 5 Meter hoch. Als Schlafstellen waren lediglich Matratzen vorgesehen, dafür waren Nahrungsmittel für 200 Mann und fünf Tage eingelagert!

Noch heute existiert im Untergeschoss der Villa Cranz eine General-Guisan-Stube mit Bildern und einer Büste des Generals. Die Kaverne ist übrigens nach dem Krieg wieder für die ursprüngliche Aufgabe leergeräumt worden, nämlich als Materiallager.

Mit dem «Generalszug Leissigen» und einer weiteren Komposition in der Innerschweiz standen den General zudem sehr bewegliche und komfortable Kommandoposten zur Verfügung. Mit diesen von der SBB und der internationalen Schlafwagengesellschaft gemieteten Kompositionen reiste Guisan öfters durch die Schweiz und hätte im Fall von Gefahr rasch in einem Tunnel Unterschlupf gefunden. Weiter waren Alternativlösungen mit schwimmenden Quartieren respektive Transportmöglichkeiten auf dem Thuner-, Brienzer- (Dieselmotorboot «Iseltwald») und Vierwaldstättersee vorbereitet.

Insgesamt dreieinhalb Jahre (vom 1. April 1941 bis am 8. Oktober 1944) war der General in Interlaken zu Hause. Mit der Verlegung von Truppen gegen Kriegsende an die Westgrenze wurde das Generalsquartier ins Schloss Jegensdorf verlegt, wo der General das Kriegsende erlebte. Als sichtbares Zeichen dieses 8. Mai 1945 steht eine von der Generalswache gepflanzte Bluteiche mitten im Dorf. Damit niemand diese schwere Zeit vergisst…